Erfolgreiche Kommunikation in der Beziehung

Wie wirkt sich die Stimmlage einer Frau auf den Partner und die Beziehung aus? Man staune: Gemäss Psychologe Professor Kurt Hahlweg von der Technischen Universität Braunschweig kann man buchstäblich hören, wie es um eine Beziehung steht. Mehr noch: Nicht nur anhand der Wörter, sondern an der Stimme und Tonlage ist zu erkennen und vorauszusagen, wie belastbar eine Beziehung ist und ob sie noch lange halten wird oder nicht.

 

Die Stimme der Frau in der Beziehung

Frau die kommuniziertHahlweg hat in seiner Studie während über 25 Jahren Paare begleitet. Zu Beginn der Forschung standen diese Paare kurz vor der Hochzeit. Heute sind noch viele von ihnen zusammen, einige sind geschieden. Herausfinden wollte Hahlweg dabei, wieso es bei den einen gut, bei den anderen schlecht ging. Der Faktor Stimme gibt dabei einen entscheidenden Hinweis.

Prof. Hahlweg: "Wir haben verheiratete Frauen gebeten, 15 Minuten lang über Konflikte in ihrer Beziehung zu sprechen. Und wir haben gesehen: Ganz entscheidend ist, wie variabel die Frauen mit ihrer Stimme sind. Je grösser die Diskrepanz (Missverhältnis zwischen zwei miteinander in Beziehung stehenden Dingen) zwischen niedrigen und hohen Tönen ist, desto wahrscheinlicher ist eine Scheidung."

"Der Zusammenhang ist: Wenn ein Paar über Konflikte spricht, dann spielen natürlich negative Emotionen eine grosse Rolle. Und die Frage ist: Wie drücke ich negative Emotionen aus. Wir sprechen über harte und weiche Gefühle. Harte Gefühle sind zum Beispiel: "Ich mag dich nicht." oder "Ich bin sauer auf dich." Ein weiches Gefühl ist zum Beispiel "Ich bin traurig, weil ich fürchte, unsere Partnerschaft läuft nicht gut." Wenn ich harte Gefühle ausdrücke, geht mein Tonfall hoch. Wenn ich mich ärgere oder Ekel oder Verachtung empfinde, dann bin ich körperlich beteiligt und angespannt."

 

Bei Männern geben die Hormone den Ton der Beziehung an

Männer hingegen reagieren bei Stresssituationen mit einer Hormonausschüttung. Kriselt es in der Beziehung, werden die Stresshormone Cortisol und Adrenalin vermehrt ausgeschüttet.

 

Kommunikation üben

Anhand der Studie wurde deutlich: Die Chancen einer Beziehung stehen höher, je regelmässiger ein Paar sich darüber austauscht, was gut und was nicht so gut läuft. Zu Beginn der Studie Anfang der 1990er Jahre wollten die Probanden kurz vor der Trauung Ehevorbereitungskurse besuchen. Die Wahl der Kurse war für den weiteren Verlauf der Beziehung entscheidend, sie wählten zwischen

  • einem Gesprächstraining, bei dem das Miteinander-Reden gezielt geübt wurde, verteilt über nur einige Stunden
  • Angeboten, bei denen nur Theoretisches vorgetragen wurde

Während über 25 Jahren wurden alle Paare immer wieder befragt, wie es in der Beziehung laufe. Das Ergebnis war für Prof. Hahlweg verblüffend:

"Das Erstaunliche war wirklich, dass die Scheidungsrate bei denen, die nur dieses eine Wochenende am Gesprächstraining teilgenommen haben, deutlich niedriger war im Vergleich zu den anderen Paaren, die andere Massnahmen gemacht haben. Beim Gesprächstraining waren es vier Prozent, bei den anderen waren es ca. 28 Prozent. Das ist ungefähr die Scheidungsrate, die man in München für Paare erwarten konnte, die damals geheiratet haben."

 

Was ist eine gute Gesprächskultur?

Das Miteinander-Reden zu üben hat also geholfen, die Beziehung zu stabilisieren - jahrzehntelang! Laut Psychologe Joachim Engl. lebt eine gute Gesprächskultur vom Mitteilen und Zuhören, dies klinge so leicht, falle allerdings vielen Paaren schwer:

"Das Bewusstsein, dass das wichtig ist und dass das nicht von selbst läuft, ist bei den wenigsten Leuten da. Viele meinen, sie können es. Sie können es auch, wenden es aber nicht an. Wenn ich emotional unter Druck bin, dann neige ich eher zu Kampf- und Fluchtverhalten. Und der Partner tut das auch und sehr schnell entstehen Eskalationen, die dann das grössere Problem darstellen als der ursprüngliche Konflikt selbst."

Der Klang der Stimme und in welchem Ton wir miteinander sprechen ist also massgeblich für eine gute Beziehung. Bedingung dafür sei aber, dass Paare überhaupt oft genug miteinander sprechen würden. Überlebenswichtig für eine Beziehung sei deshalb: "Niemals aufhören, miteinander zu sprechen!"

 

Wie kann ich das Miteinander-Reden nun trainieren?

Im oben genannten Gesprächstraining geht es um einfache Grundprinzipien einer positiven, aufbauenden und aufmerksamen Gesprächskultur. Was Paare lernen ist: 

  • sich so auszudrücken, dass beim Gegenüber genau das ankommt, was mitgeteilt werden soll
  • zuzuhören, damit besser verstanden wird, was der Partner meint
  • Meinungsverschiedenheiten und Probleme in einer wertschätzenden Weise auszutragen

WIE miteinander gesprochen wird, ist also entscheidend.

Welches sind die Fehler, die wir beim Kommunizieren vermeiden sollten und welche zum Misserfolg führen?

Fehler Nummer 1 in der Kommunikation: Vorwürfe und Beschuldigungen

Merkmale von Vorwürfen:

  • Du-Botschaften: "Du hast das und das falsch gemacht."

Diese negativ gemeinte Botschaft macht ein eigenes Problem oder unangenehmes Gefühl am anderen fest. Der Partner gerät in eine Verteidigungshaltung, rechtfertigt sich und fühlt sich angegriffen. 

  • Verallgemeinerungen: "Du machst das immer so."

Mit Verallgemeinerungen wird indirekt der Ärger ausgedrückt. Mit solch einer Aussage will man den Partner stärker treffen und ihm keine Ausrede lassen. Meist folgt darauf jedoch sofortiger Widerspruch, der Partner ist angegriffen, was das Eingehen auf den Partner erschwert.

  • Übertreibungen: "Tausendmal habe ich dir das schon gesagt."

Auch dies reizt den Partner wieder zu sofortigem Protest.

  • Negative Etikettierung: "Das ist wieder typisch für dich."

So über den Partner zu urteilen gibt ihm ein schlechtes Gefühl und wird ihn bestimmt nicht dazu bringen, positiv zu reagieren oder zur Einsicht zu gelangen. Es provoziert ihn und trägt zu einem schlechten Gesprächsverlauf bei. Der Partner wird nicht das eigene Handeln reflektieren, sondern eher zu Gegenvorwürfen und Rechtfertigungen greifen.

 

Weitere Fehler in der Kommunikation:

  • Negative Interpretationen: "Du tust das nur um..."
  • Rechtfertigungen: "Das stimmt gar nicht."
  • Verletzende Andeutungen: "Du erinnerst dich bestimmt an dein peinliches Missgeschick."
  • Ironie: "Super gemacht, wirklich grossartig. Du wäschst meinen Lieblingspullover und heraus kommt ein Miniaturpulli. Den kannst du als Siegerehrung an die Wand hängen."
  • Verbündete und Zeugen zitieren: "Meine Mutter hatte Recht, aus dir wird nichts."
  • Sarkasmus: "So wie es mit uns aussieht, können wir uns ja gleich scheiden lassen."
  • Drohungen: "Sprich noch einmal so mit mir und ich bin weg."
  • Entwertungen und Beleidigungen: "Du bist echt zu nichts nutze, du Looser."
  • Scheinvorschläge: "Du könntest dir mir gegenüber ruhig mal ein bisschen Mühe geben."
  • Scheinfragen: "Findest du das etwa gut, wie du dich verhältst?" 

 

ERFOLGREICH MITEINANDER KOMMUNIZIEREN

Grundlegende Kommunikations- und Gesprächsregeln einzuüben ist zentral. Was ist dabei wichtig?

  • Statt Beschuldigungen, Verallgemeinerungen, vorschnelle Interpretationen oder ungefragte Ratschläge - einander Aufmerksamkeit schenken, Interesse zeigen, gegenseitiges Verständnis im Gespräch fördern.
  • Persönliche Formulierungen
  • eine konkrete Situation oder ein konkretes Verhalten ansprechen
  • beim Thema bleiben
  • Gefühle offen aussprechen
  • aufmerksam zuhören (nicht unterbrechen)
  • offenes Nachfragen (wie meinst du das?)
  • zusammenfassen, was man vom anderen verstanden hat

Wendet man die oben genannten Gesprächsregeln an, kann man in einer Beziehung über alles sprechen - über konkrete Erwartungen aneinander, über die Sexualität, Wünsche, Träume, Unsicherheiten, etc. 

 

Fünf essentielle Regeln für konstruktives Sprechen

  1. Sich öffnen: Beschreiben Sie was ihn Ihnen vorgeht. Öffnen Sie sich und äussern Sie Ihre Gefühle und Bedürfnisse direkt, ohne anzuklagen oder Vorwürfe zu machen.
  2. Ich-Botschaften: Bleiben Sie bei Ihren eigenen Gedanken und Gefühlen und sprechen Sie immer nur von SICH. Machen Sie keine Du-Sätze, damit provozieren Sie nur. Beispiel: "Ich fühle mich verletzt, da ich so lange auf dich warten musste", statt "Du hast mich wieder so lange warten lassen".
  3. Konkrete Situation ansprechen: Nicht verallgemeinern ("Immer wenn..." oder "Nie machst du..."), sondern nur den konkreten Vorfall/Anlass ansprechen und dabei bleiben, auch wenn dieser Vorfall wiederholt vorgekommen ist. Der Partner hat so die Chance, ohne Widerspruch auf die konkrete Situation einzugehen (er merkt dann schon selbst, dass er diese Fehler evtl. mehrmals gemacht hat).
  4. Konkretes Verhalten thematisieren: Auch hier gilt, nicht zu verallgemeinern, sondern dem Partner aufzuzeigen, was dieses eine konkrete Verhalten bei Ihnen auslöst.
  5. Bleiben Sie beim Thema: Gehen Sie nur auf Inhalte ein, die für das bestimmte Thema relevant sind. Schweifen Sie nicht ab und wechseln Sie nicht das Thema, sonst irritieren Sie den Partner und Missverständnisse sind garantiert.

 

Fünf essentielle Regeln für richtiges Zuhören

  1. Aufnehmen: Zeigen Sie Ihrem Partner nonverbal - mit aufmerksamem Blick und Augenkontakt, dass Sie ihm zuhören und interessiert sind. Sie können nicken, "aha" oder "hm" sagen, sich ihm körperlich zuwenden, ihn auch verstärken wie beispielsweise: "Oh, darüber würde ich gerne mehr hören".
  2. Rückmeldung geben: "Das überrascht mich, dass du das so siehst", oder "Das freut mich, dass Du mit mir aus gehst."
  3. Das Gesprächsverhalten loben: Ermutigen Sie den Partner indem Sie seine offenen und verständlichen Aussagen loben "Jetzt verstehe ich das viel besser, weil du mir das so klar gesagt hast."
  4. Offene Fragen stellen: So verbessern Sie das gegenseitige Verständnis: "Wie hast du dich dabei gefühlt?", "Woran hast du das gemerkt?"
  5. Fassen Sie zusammen: Indem Sie die wichtigsten Aussagen Ihres Partners in eigenen Worten rückmelden zeigen Sie ihm, dass Sie ihn verstanden haben. Er fühlt sich bestätigt und gibt sich noch mehr Mühe beim Kommunizieren.

 

Weitere wichtige Gesprächsregeln für eine gelungene Kommunikation und eine harmonische Beziehung

  • Geben Sie positive Rückmeldungen. Bedanken Sie sich für alltägliche Gesten und Aufmerksamkeiten, so beispielsweise, wenn der Partner für Sie aufgeräumt oder gekocht hat oder wenn er Ihnen aufmerksam zugehört hat.
  • Behandeln Sie den Partner immer mit Respekt. Zeigen Sie Interesse, auch wenn der Partner einmal schlecht gelaunt ist oder nicht die richtigen Worte/den richtigen Tonfall findet. Üben Sie sich in Geduld und schweigen Sie lieber, wenn dies dem Partner nicht gelingt. 
  • Lassen Sie den Partner unbedingt immer ausreden. So wird das Gespräch nicht vom Lauteren oder Redegewandteren dominiert, sondern Sie finden einen Zugang auf der Herzensebene. Ihr Partner wird dies sehr schätzen. Tun Sie das Gegenteil - wenn der Partner etwas von der Rolle ist, können Sie nach seiner Rede etwas warten und die Stille wirken lassen. 
  • Nicht sofort eine Lösung präsentieren, sondern zuhören. Auch wenn Sie bereits eine Lösung für das Problem Ihres Partners auf der Zunge haben. Lassen Sie ihn sein Problem schildern und vielleicht sogar selbst die Lösung finden. Dies hilft dem Sprecher, seine Gedanken zu ordnen. Auch ist er dankbar, dass er einen Zuhörer hat. Manchmal möchte man einfach erzählen, ohne sofort eine Lösung zu haben.
  • Bleiben Sie in der Gegenwart. Und holen Sie keine alten Geschichten hervor. Es ist unbedingt wichtig, einander Fehler zu verzeihen. Lassen Sie alte, abgeschlossene und im Idealfall verziehene Geschichten ruhen und bleiben Sie in der Gegenwart. Früheres Fehlverhalten sollte nicht immer wieder thematisiert werden.

Und nicht zuletzt eine der wichtigsten Regeln: Verwenden Sie die Goldene Regel - und behandeln Sie Ihr Gegenüber so, wie Sie selbst behandelt werden möchten.

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Viel Erfolg!

Weitere Blogbeiträge:

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